Projekt Saerbeck

Entsorgungsgesellschaft Steinfurt mbH

Branche
Energieversorgung / Entsorgung
Technik
Dampf, KWK
Nennwärmeleistung
3.000 kW (Sattdampf)
Brennstoff
Gebrauchtholz A I / A II, Landschaftspflegematerial
Baustelle der Biomasseanlage bei der EGST

Entsorgungsgesellschaft setzt auf CO2-neutrale Energie

Die Entsorgungsgesellschaft Steinfurt mbH (EGST) koordiniert im Auftrag des Kreises Steinfurt die Abfallwirtschaft und ist im Bioenergiepark Saerbeck angesiedelt. Der Bioenergiepark Saerbeck ist ein herausragendes Beispiel für die sektorübergreifende Energiewende in Deutschland. Auf dem ehemaligen Munitionsdepot werden durch einen Energiemix aus Photovoltaik, Windenergie und Biomasse 33 Megawatt elektrische Leistung erzeugt – doppelt so viel Strom, wie im Gemeindegebiet benötigt wird. Doch damit nicht genug. Der Ort in der Nähe von Münster geht noch weiter, um sein erklärtes Ziel zu erreichen: Bis 2030 will der Landkreis klimaneutral sein!

Der Energiepark Saerbeck bei Sonnenaufgang

Im Jahr 2020 bzw. 2021 war der Gedanke gereift, die vorhandene Biogasanlage zu einer Biogasaufbereitungsanlage zu erweitern. In diesem Zuge wurde die Schmidmeier NaturEnergie GmbH für die Errichtung eines kleinen Biomassekessels – geeignet für schwierige Brennstoffe aus der Kompostierung – beauftragt. Der Kessel sollte das bestehende Wärmenetz weiterversorgen. Schnell brachte Schmidmeier die Idee ins Spiel, in der Biogasaufbereitung auf eine Aminwäsche statt einer Osmoseanlage zu setzen, um den Stromverbrauch zu minimieren und vermehrt auf kostengünstige thermische Energie zu setzen.

Schematische Darstellung der Aminwäsche

Spannendes Verbundprojekt mit Klärschlammtrocknung und Aminwäsche – Schmidmeier als Generalunternehmer

Gleichzeitig war bekannt, dass in der Region ein hoher Bedarf an Klärschlammtrocknung entstehen würde. Im Ergebnis wurde nun durch die Schmidmeier NaturEnergie als Generalunternehmer eine komplexe, funktionale Gesamtanlage mit Biomasseheizkraftwerk, Klärschlammtrocknung und Biogasaufbereitungsanlage mittels Aminwäsche errichtet. Zum Lieferumfang zählten neben der Planung, der Durchführung des Genehmigungsverfahrens und der Fördermittelbeschaffung auch der Tiefbau, Hochbau und alle Arbeiten im Anlagenbau.

Biomassekessel als Basis

Den Grundstein des Projekts bildet ein Dampfkessel mit einer Nennwärmeleistung von 3 MW (Sattdampf) und einer Dampfleistung von 4.600 kg/h. Der in der Anlage erzeugte Dampf mit einem Nenndruck von 25 bar(ü) wird an eine mehrstufige Turbine weitergeleitet. Diese erzeugt eine elektrische Leistung von 350 kW, während der verbleibende Abdampf mit einer thermischen Leistung von 2.250 kW in einen Heizkondensator eingespeist wird.

Biobrennstoff aus der Grüngutverwertung der Entsorgungsgesellschaft Steinfurt

Als Brennstoff kommt eine Mischung aus jährlich 2.900 Tonnen Holzbrennstoff aus der Grüngutverwertung der EGST, 4.000 Tonnen Altholz der Klassen A I und A II sowie 1.700 Tonnen Mittelkorn aus der Kompostsiebung zum Einsatz. Die Lagerung erfolgt in einer Halle mit Schubboden, der den Brennstoff bedarfsgerecht an die Feuerung übergibt.

Mit der Abwärme aus der Turbine wird das Fernwärmenetz der Gemeinde Saerbeck im Bioenergiepark, ein Scheitholztrockner, die Lufterhitzung für die Rotteboxen sowie eine Klärschlammtrocknungsanlage versorgt. Der Trockner verwertet dabei jährlich bis zu 18.000 Tonnen Klärschlamm. Das in der Biogasanlage am Standort erzeugte Biogas wird künftig direkt in das Erdgasnetz der Gemeinde eingespeist. 

Saubere Luft durch High-Tech-Filteranlagen

Um die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte sicher einzuhalten, kommt eine kombinierte Rauchgasreinigung zum Einsatz. Bereits im Feuerraum beginnt die erste Reinigungsstufe: Eine SNCR-Anlage injiziert exakt dosiert AdBlue in den Rauchgasstrom – genau im optimalen Temperaturbereich – und wandelt Stickoxide in Wasserdampf und Stickstoff um. In der zweiten Stufe entfernt ein Multizyklon grobe Staubpartikel aus dem Rauchgas, bevor in der dritten und letzten Stufe ein leistungsstarker Gewebefilter die verbleibenden Feinstpartikel mit einem Abscheidegrad von über 99 Prozent herausfiltert. Schmidmeier NaturEnergie setzt dabei zusätzlich auf eine gezielte Additiv-Dosierung, die beim Durchströmen des Filterkuchens Schadstoffe effektiv bindet.

Dank dieser effizienten Rauchgasreinigung bleiben die Emissionen zuverlässig unter den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstwerten – jederzeit und ohne Kompromisse.

Die Reinigung der Abluft aus der Klärschlammtrocknung erfolgt durch eine Kombination aus saurem Wäscher und Biofilter. 

Anlagedaten im Überlick

Leistung

Nennwärmeleistung

3.000 kW (Sattdampf)

Dampfleistung

4.600 kg/h

Kesselparameter

Sattdampf, Betrieb 25 bar(ü), Absicherung 30,5 bar(ü)

Jährliche Wärmeerzeugung

22.000 MWh

Anlagedaten

Inbetriebnahme (Jahr)

2025 (geplant)

Feuerung

Gegenstromfeuerung mit wassergekühltem Vorschubrost sowie primärer und sekundärer Rauchgasrezirkulation und wassergekühltem Feuerraum

Kessel

liegender Rauchrohr-Großraumwasserkessel

Economiser

Speisewassereconomiser

Rauchgasreinigung

SNCR, Multizyklon und Gewebefilter mit Additivdosierung

Kraft-Wärme-Kopplung

Bauart

Dampfturbine (Kondensation)

elektrische Nennleistung

350 kW

Jährliche Stromerzeugung

2.250 MWh

Brennstoff

Brennstoffart

Gebrauchtholz A I / A II, Landschaftspflegematerial

Jährlicher Brennstoffbedarf

1.600 t

Brennstofflager

Brennstofflagerhalle mit Schubboden

Biogasaufbereitung

Bauart

Gegenstrom-Absorption Wäscher

Durchsatz Rohbiogas

350 m³/h

Durchsatz Biomethan

200 m³/h

Klärschlammtrocknung

Bauart

Rührwerkstrockner

Durchsatz

18.000 t/a

Eingangs- und Restfeuchte

TS 20% auf TS 90%

CO2-Einsparung

5.280.000 kg CO2-Einsparung/Jahr

Umrechnungsgrundlage: Emissionsfaktor: 0,3 t CO2-Einsparung pro MWh

2.940 Jahre Autofahren

(150 g CO2 /km) mit einem Mittelklassewagen und 12.000 km/Jahr

40.600 Flüge

pro Person auf einem einfachen Flug von München nach Berlin (130 kg CO2)

630 Mal

die Jahres-Pro-Kopf-Emissionen je Einwohner in Deutschland (8,4 t CO2 /a)