Projekt Hüllhorst

CO₂-neutraler Prozessdampf für JET Schaumstoff-Formteile am Standort Hüllhorst

Am Standort Hüllhorst produziert die JET Schaumstoff-Formteile GmbH, ein Tochterunternehmen der VELUX Commercial, hochwertige Verpackungs-Formteile aus Schaumstoff. Der Produktion liegen ein tief verankerter Nachhaltigkeitsanspruch und klar formulierte Klimaziele aus dem Unternehmen zugrunde. Bereits heute werden hier in der Produktion Kunststoffgranulate mit einer Recycling-Fähigkeit von bis zu 100% eingesetzt. Über 70% der Formteile aus diesem Material werden bereits jetzt vollständig recycelt. VELUX Commercial treibt seine Nachhaltigkeitsstrategie jedoch stetig weiter voran.

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Prozessdampf aus Biomasse: So werden die Formteile hergestellt

Um die Formteile herzustellen, wird zunächst das EPS-Granulat mit Wasserdampf in einem Vorschäumer beaufschlagt. Dort expandiert das Material bis zum gewünschten Raumgewicht. Im zweiten Verarbeitungsschritt wird das vorgeschäumte Material in einem Werkzeug maschinell verschäumt und in Form gebracht. Beide Schritte benötigen Prozessdampf, welcher bisher über fossile Brennstoffe erzeugt wurde. Auf dem Weg zur Dekarbonisierung fiel die Wahl des neuen Energieträgers auf Biomasse – perfekt geeignet für die Prozessdampferzeugung und alternativlos, wenn der Umstieg auf CO₂-neutrale Prozesswärme gelingen soll. Das neue Biomasseheizwerk verfügt über eine Nennwärmeleistung von 4.000 kW thermisch, die jährliche Wärmeerzeugung liegt bei ca. 18.700 MWh. Die Anlage ist auf 10 bar(ü) Betriebsdruck ausgelegt, mit einer Absicherung bis 16 bar(ü).

Der Dampf gelangt über eine 160 Meter lange Rohrbrücke zur Produktion und versorgt dort auch einen Dampf-Wasser-Wärmetauscher für die Beheizung der Bürogebäude.

Schmidmeier NaturEnergie als routinierter Generalunternehmer

Von Planung und Genehmigung, über Tiefbau, Erdarbeiten und dem gesamten Anlagenbau bis zur Inbetriebnahme und weit darüber hinaus: Die Schmidmeier NaturEnergie kümmert sich um alle Belange der neuen Biomasseanlage in Hüllhorst. Wobei die Fenster im Dach der Halle natürlich aus der Produktion von VELUX Commercial stammen!

Biomasse als Brennstoff – Schlüssel zur CO2-neutralen Prozessdampferzeugung

Als Brennstoff kommt Gebrauchtholz der Klassen A I und A II zum Einsatz – ca. 5.300 Tonnen davon werden hier pro Jahr verwendet. Die Anlieferung erfolgt per LKW. Über eine eigens installierte Waage erfolgt die Erfassung der gelieferten Brennstoffmenge. Nach dem Abladen im Brennstofflager führt der Weg über einen hydraulischen Schubboden auf einen Trogkettenförderer und schließlich zur Feuerung.

Damit der hochkalorische Brennstoff dort genutzt werden kann, ist der Feuerraum mit einer aktiven, hydraulischen Feuerraumkühlung ausgestattet – eine echte Besonderheit, wodurch in Schmidmeier-Anlagen wirtschaftliche Brennstoffsortimente eingesetzt werden können. Gleichzeitig wird die Anlage dadurch langlebiger.

Modernste Rauchgasreinigung stellt Emissionswerte weit unter dem vorgeschriebenen Standard sicher

Zur Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte für die Emissionen wird eine mehrstufige Rauchgasreinigung installiert. Die erste Stufe befindet sich bereits im Feuerraum. Eine SNCR-Anlage dosiert genau im richtigen Temperaturfenster Reduktionsmittel (AdBlue) in den Rauchgasstrom ein und reduziert Stickoxide zu Wasserdampf und Stickstoff.

Im zweiten Schritt werden in einem Multizyklon zur Vorentstaubung grobe Staubpartikel aus dem Rauchgasstrom abgeschieden.

Der dritte und letzte Reinigungsschritt findet in einem Gewebefilter statt. Dort werden auch feinste Partikel mit einem Abreinigungsgrad von über 99 Prozent zielgerichtet abgeschieden. Die Schmidmeier NaturEnergie setzt an dieser Stelle grundsätzlich zur zusätzlichen Bindung von Schadstoffen beim Passieren des Filterkuchens eine Additiv-Dosierung ein.

Diese mehrstufige Rauchgasreinigung sorgt dafür, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Maximalwerte für die Emissionen jederzeit eingehalten werden können.

Eine saubere Geschichte – so gelingt die Prozesswärmewende

Die neue Anlage sorgt für erfreuliche Zahlen: Rund 3.510.000 kg CO₂ werden künftig verglichen mit fossilen Energieträgern eingespart, was etwa 418 jährlichen Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland entspricht. Die Inbetriebnahme ist bereits für das dritte Quartal 2026 geplant.

Anlagendaten im Überblick

Leistung

Nennwärmeleistung

4.000 kW (Sattdampf)

Dampfleistung

6.100 kg/h

Kesselparameter

Sattdampf, Betrieb 12 bar(ü), Absicherung 16 bar(ü)

Jährliche Wärmeerzeugung

18.700 MWh

Anlagendaten

Feuerung

Gegenstromfeuerung mit wassergekühltem Vorschubrost sowie primärer und sekundärer Rauchgasrezirkulation und wassergekühltem Feuerraum

Kessel

liegender 2-Zug-Großwasserraumkessel

Economiser

Speisewassereconomiser

Rauchgasreinigung

SNCR, Multizyklon und Gewebefilter mit Additivdosierung

Brennstoff

Brennstoffart

Gebrauchtholz A I / A II

Jährlicher Bedarf an Brennstoff

5.300 t

Brennstofflager

Brennstofflagerhalle mit Schubboden

CO2-Einsparung

3.510.000 kg CO2/Jahr

Umrechnungsgrundlage: Emissionsfaktor: 0,3 t CO2-Einsparung pro MWh

1.950 Jahre Autofahren mit Mittelklassewagen

(150 g CO2 /km) mit einem Mittelklassewagen und 12.000 km/Jahr

27.000 Flüge pro Person (München – Berlin)

pro Person auf einem einfachen Flug von München nach Berlin (130 kg CO2)

418 Mal die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland

die Jahres-Pro-Kopf-Emissionen je Einwohner in Deutschland (8,4 t CO2 /a)

CO2-neutraler Prozessdampf für JET Schaumstoff-Formteile am Standort Hüllhorst